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Ist Psychoanalyse wirksam und wissenschaftlich fundiert?

Beitrag von Ariane Velten - 18. April 2017

Viele Jahre lang hat die Psychoanalyse wenig Forschung betrieben, sondern sich auf ihren früheren Erfolgen ausgeruht. Doch inzwischen gibt es wieder vielfältige und fundierte Forschungen über die Wirksamkeit psychoanalytischer Behandlungen. Zweifellos dauert eine Psychoanalyse mitunter sehr lang. Aber sie zeigt auch nachhaltige Erfolge. Je mehr Sitzungen pro Woche stattfinden und je länger die Therapie dauert, umso besser sind die Ergebnisse.

Im Gegensatz zu anderen Verfahren sind die Wirkungen einer Psychoanalyse auch nach Beendigung der Therapie stabil und verstärken sich sogar noch im Laufe der Zeit. Offensichtlich setzt eine psychoanalytische Behandlung Prozesse in Gang, die zu dauerhaften Veränderungen führen. Eine Analyse dauert zwar länger als andere Therapieverfahren, sie ist dafür aber umso nachhaltiger. Im Verlauf der Therapie kommt es zu einer spürbaren Verringerung der Symptome, zu Veränderungen im Umgang mit den eigenen Gefühlen wie auch im Umgang mit anderen Menschen. Auch verändert sich die Sicht auf das eigene Selbst, und das Selbstwertgefühl wird gestärkt. Und dies wiederum führt zu einer Verbesserung der Lebensfreude sowie der Leistungs-, Arbeits- und Genussfähigkeit.

Eine häufige kritische Frage lautet, ob eine Psychoanalyse denn wirtschaftlich ist; ob die Kosten für länger andauernde psychoanalytische Behandlungen durch spätere Einsparungen nach der Behandlung gedeckt sind. Die Antwortet lautet: ja. Denn es zeigt sich eine positive Kosten-Nutzen-Relation, da viele Patienten nach einer Psychoanalyse deutlich weniger ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen (z. B. Krankenhausaufenthalte) und seltener krankgeschrieben werden müssen.

Die Ergebnisse der Neurowissenschaften zeigen ebenfalls auf, dass eine psychotherapeutische Behandlung in der Lage ist, die Hirnstrukturen positiv zu verändern. Das heißt, dass es uns etwa leichter fällt, schwierige Gefühle wie Angst, Scham, Ohnmacht oder Wut besser aushalten zu können. Aber auch dafür braucht es längere Behandlungszeiten.

Eric Kandel, ein Nobelpreisträger der Medizin, hat herausgefunden, dass 80 % der menschlichen Steuerungsprozesse im Gehirn unbewusst sind.

In der Bindungsforschung wird deutlich, dass sich im Rahmen einer langandauernden Psychotherapie das Bindungsverhalten des Patienten in Richtung einer sicheren und stabilen Bindung verändern kann. Der Patient fühlt sich mit sich selbst und mit anderen wohler und sicherer und kann daher auch mehr Handlungsspielräume entwickeln.

Abschließend lässt sich sagen, dass es zahlreiche aktuelle Prozess- und Wirksamkeitsstudien gibt, die aufzeigen, dass eine psychoanalytische Behandlung effektiv und nachhaltig ist.